5. Erstellen eines temporären Systems

5.1. Einführung

In diesem Kapitel werden Sie ein minimales Linux-System kompilieren und installieren. Das System wird gerade genug Werkzeuge beinhalten, um mit dem Erstellen des endgültigen LFS-Systems in Kapitel 6 beginnen zu können und nur ein wenig mehr komfortabel sein als minimal notwendig.

Das Erstellen dieses minimalen Systems erfolgt in zwei Schritten: Als erstes erzeugen Sie eine brandneue Host-unabhängige Toolchain (Compiler, Assembler, Linker und Bibliotheken und ein paar nützliche Werkzeuge). Dann benutzen Sie diese, um alle weiteren essentiellen Werkzeuge zu kompilieren.

Die in diesem Kapitel kompilierten Dateien werden im Ordner $LFS/tools installiert, um sie von den restlichen Dateien des Systems sauber zu trennen. Die hier kompilierten Programme sind nur temporär und sollen nicht mit in unser endgültiges LFS-System einfließen.

Die Anweisungen zum Kompilieren setzen voraus, dass Sie die Shell Bash benutzen. Ausserdem wird grundsätzlich vorausgesetzt, dass Sie die Archive bereits als Benutzer lfs entpackt haben (das wird gleich erklärt) und mit cd bereits in den jeweiligen Ordner mit den Quellen gewechselt haben, bevor Sie die Kompilieranleitung umsetzen.

Einige der Pakete werden vor dem Kompilieren gepatcht, aber nur um ein potentielles Problem zu umgehen. Meist wird ein Patch sowohl in diesem als auch im folgenden Kapitel benötigt, manchmal aber auch nur in einem. Machen Sie sich also keine Gedanken, wenn die Installationsanweisungen für einen Patch zu fehlen scheinen. Ausserdem werden Sie manchmal beim Installieren eines Patches Warnungen über offset oder fuzzy sehen. Diese Warnungen sind nicht wichtig, der Patch wird dennoch sauber installiert.

Beim Kompilieren vieler Pakete werden Sie alle möglichen Compiler-Warnungen auf dem Bildschirm bemerken. Das ist normal und kann einfach ignoriert werden. Es handelt sich wirklich nur um Warnungen -- meistens wegen missbilligter (aber dennoch korrekter) Benutzung von C- oder C++-Syntax. Die C-Standards haben sich im Laufe der Zeit oft verändert, und einige Pakete benutzen immer noch alte Standards, aber das ist kein wirkliches Problem.

Solange nicht anders angegeben, sollten Sie die Quell- und Kompilierordner nach dem Installieren des jeweiligen Paketes löschen, zum Beispiel um aufzuräumen oder Platz zu sparen. Das Löschen der Quellen verhindert ausserdem mögliche Fehlkonfigurationen, falls ein Paket später nochmal installiert werden muss. Nur bei drei Paketen müssen Sie die Quell- und Kompilierordner für eine Weile aufbewahren, damit ihr Inhalt später noch verwendet werden kann. Übersehen Sie die entsprechenden Hinweise nicht.

Bevor Sie fortfahren, stellen Sie bitte mit folgendem Kommando sicher, dass die LFS-Umgebungsvariable korrekt gesetzt ist:

echo $LFS

Die Ausgabe sollte den Pfad zum Mountpunkt Ihrer LFS-Partition anzeigen, normalerweise /mnt/lfs, wenn Sie unserem Beispiel gefolgt sind.