6.12. Erneutes Anpassen der Toolchain

Nachdem die neue C-Bibliothek nun installiert ist, muss die Toolchain erneut angepasst werden. Modifizieren Sie sie so, dass alle weiteren kompilierten Programme gegen die neue C-Bibliothek gelinkt werden. Im Grunde ist das das gleiche, was Sie im vorigen Kapitel beim Anpassen der Glibc schonmal gemacht haben, auch wenn es aussieht, als wäre es genau umgekehrt: Im vorigen Kapitel haben Sie die Toolchain von /{,usr/}lib auf dem Host in den neuen Ordner /tools/lib umgelenkt. Nun lenken Sie die Toolchain von diesem Ordner /tools/lib um auf unsere LFS-Ordner /{,usr/}lib.

Beginnen Sie mit dem Anpassen des Linkers. Dies ist der Grund dafür, dass wir die Quell- und Kompilierordner aus dem zweiten Durchlauf von Binutils nicht gelöscht haben. Wechseln Sie in den Ordner binutils-build und Installieren Sie von dort den angepassten Linker:

make -C ld INSTALL=/tools/bin/install install
[Anmerkung]

Anmerkung

Falls Sie aus irgendeinem Grund die Warnung übersehen haben, den Binutils-Ordner zu behalten, oder ihn vielleicht versehentlich gelöscht haben, ist noch nichts verloren. Ignorieren Sie einfach das obige Kommando. Das bewirkt, dass das nächste Paket, Binutils, gegen die Glibc-Bibliotheken in /tools anstelle von /{,usr/}lib gelinkt wird. Das ist zwar nicht ideal, aber unsere Tests haben gezeigt, dass die resultierenden Programme identisch zu sein scheinen.

Von nun an wird jedes kompilierte Programm nur noch gegen die Bibliotheken in /usr/lib und /lib gelinkt. Das zusätzliche INSTALL=/tools/bin/install ist nötig, weil das Makefile aus dem zweiten Durchlauf immer noch die Referenz auf /usr/bin/install enthält, welches wir aber noch nicht installiert haben. Einige Distributionen enthalten einen symbolischen Link ginstall, der Vorrang im Makefile hat und hier Probleme verursachen kann. Das obige Kommando kümmert sich auch darum.

Sie können nun die Binutils Quell- und Kompilierordner löschen.

Als nächstes müssen Sie GCCs specs-Datei so bearbeiten, dass sie den neuen dynamischen Linker referenziert. Diese Aufgabe wird von einem einfachen perl-Kommando erledigt:

perl -pi -e 's@ /tools/lib/ld-linux.so.2@ /lib/ld-linux.so.2@g;' \
    -e 's@\*startfile_prefix_spec:\n@$_/usr/lib/ @g;' \
        `gcc --print-file specs`

Danach sollten Sie die specs-Datei überprüfen und sicherstellen, dass alle gewünschten Änderungen wirklich durchgeführt wurden.

[Wichtig]

Wichtig

Wenn Sie mit einer Plattform arbeiten, bei der der Name des Linkers nicht ld-linux.so.2 ist, müssen Sie in den obigen Kommandos „ld-linux.so.2“ durch dem Namen des Linkers für Ihre Plattform ersetzen. Wenn nötig, schlagen Sie nochmal im Abschnitt Abschnitt 5.2, „Technische Anmerkungen zur Toolchain,“ nach.

[Achtung]

Achtung

An dieser Stelle ist es zwingend nötig, die grundlegenden Funktionen (Kompilieren und Linken) der angepassten Toolchain zu überprüfen. Aus diesem Grund führen Sie bitte den folgenden Test durch:

echo 'main(){}' > dummy.c
cc dummy.c
readelf -l a.out | grep ': /lib'

Wenn alles korrekt funktioniert, sollten keine Fehler auftreten und die Ausgabe des letzten Kommandos ist:

[Requesting program interpreter: /lib/ld-linux.so.2]

Beachten Sie, dass nun /lib der Prefix zum dynamischen Linker ist.

Wenn Sie eine andere oder überhaupt keine Ausgabe erhalten, ist etwas ernsthaft schiefgelaufen. Sie müssen das überprüfen und alle bisherigen Schritte noch einmal nachvollziehen, um das Problem zu finden und zu beheben. Machen Sie nicht weiter, solange das Problem nicht behoben ist. Am wahrscheinlichsten ist, dass etwas beim Anpassen der specs-Datei weiter oben nicht funktioniert hat.

Wenn Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind, löschen Sie die Testdateien:

rm -v dummy.c a.out